Das KZ-Dachau war das erste Konzentrationslager, das unweit von München von den Nationalsozialisten errichtet wurde. Es war 12 Jahre in Betrieb und zwar vom 22. März 1933 bis zu seiner Befreiung durch amerikanische Truppen am 29. April 1945.
Zunächst waren es politisch Andersdenkende und sog. „Asoziale“, die in „Schutzhaft“ genommen und nach Dachau gebracht wurden. Alsbald kamen weitere Häftlingsgruppen dazu: systemkritische Geistliche, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Menschen, die im NS-Jargon als „rassisch minderwertig“ angesehen wurden – Sinti, Roma, Juden – sowie Menschen aus besetzten Gebieten, darunter mehrere Tausend sowjetische Kriegsgefangene.
Jegliche Individualität der Häftlinge sollte ausgelöscht werden. Von den über 200.000 Häftlingen starben etwa 41.500. Sie starben an Entkräftung, Unterernährung, ansteckenden Krankheiten, in Folge von medizinischen Experimenten oder auf Grund der Willkür des SS-Personals. Dachau diente als Musterlager und Modell für alle später errichteten Konzentrationslager. Das KZ war auch Ausbildungsstätte für SS-Wachmannschaften und SS-Führungspersonal, das in den Vernichtungslagern den millionenfachen Mord mit Giftgas organisierte und durchführte.
Wir wollen uns an diesem Ort des Leidens und Sterbens, der gleichzeitig ein Ort der Hoffnung und des Widerstandes ist, ganz bewusst einen Tag aufhalten und an verschiedenen Orten auf dem Gelände der heutigen Gedenkstätte in Stille meditieren.
Die Präsenz des Ortes kann uns helfen, dass sich uns neue Dimensionen des Mitgefühls und des Menschseins eröffnen, wir die Abgründe in der menschlichen Seele deutlicher wahrnehmen, für die gegenwärtige Not von Menschen sensibler und feinfühliger werden und uns in die achtsame Wahrnehmung des Lebens mehr und mehr einüben. – Ein Satz Albert Schweitzers mag uns begleiten: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“